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MARKUS

VOM KOMPETENZZENTRUM ESCHBACH HORSEMANSHIP

NAME: Markus Eschbach

BERUF: Dipl. Sozialpädagoge, Dipl. Reitlehrer und Pferdetrainer, internationaler Kursleiter und Buchautor

WOHNORT: Kompetenzzentrum Eschbach Horsemanship in Koblenz/Schweiz

MOTTO: "Einen guten Pferdemenschen erkennst du nicht daran, was er macht, sondern daran, wann er aufhört das zu tun, was er tut."

Du hast schon mehr als die Hälfte Deines Lebens im Sattel verbracht. Wie sind die Pferde in Dein Leben getreten und aus welchem Grund hast Du Deine Arbeit als Sozialpädagoge mit den Pferden verbunden?

​Markus: "Ich muss vorausschicken, bevor ich mit dem Reiten angefangen habe, hat mir eine Frau vorausgesagt, dass ich mit Pferden arbeiten werde, „um die Menschen besser kennenzulernen“. Ich habe natürlich lange nicht verstanden, was sie gemeint hat.  
Im Prinzip erging es mir wie einigen jungen Männern: Ich hatte eine Freundin, die ein eigenes Pferd hatte. Dieses ist zwar gleich beim ersten Ausritt mit mir im Wald durchgebrannt ... Danach durfte ich ein lungenkrankes Pferd reiten. Das wurde ganz sicher nicht zu schnell für mich! Das waren meine ersten Reitversuche. Nach dem Gymnasium habe ich dann ein Praktikum in einem Heim für beeinträchtigte Menschen bei Kreuzlingen absolviert. An einem Nachmittag durchfuhr es mich: Du musst reiten lernen! Verwundert über diese Intensität „meiner“ Gedanken suchte ich nach einem Reitstall in der Nähe. Dort buchte ich einige Reitstunden. In der Zwischenzeit  hatten sich meine Eltern drei Pferde für therapeutische Zwecke gekauft, da sie vier bis fünf Pflegekinder mit Traumas betreuten. Mit diesen Pferden beschäftigte ich mich intensiv und lernte viel mit ihnen. Als ich dann die Höhere Fachschule im Sozialbereich in Basel besuchte, durfte ich in den Praktikas mit den Kindern meiner Heimgruppe zu den Pferden gehen. Hier sammelte ich also erste Erfahrungen in der therapeutischen Arbeit mit Pferden. Das Wissen aus dem Sozialstudium um den guten Umgang mit Menschen hilft mir auch heute in der täglichen Arbeit. Ich kann es nicht mehr "wegdenken". "

Du hast Dich mit ganz vielen verschiedenen Ansätzen für pferdegerechtes Training beschäftigt. Welche Frage hat Dich auf der Suche angetrieben und welche Ansätze haben Dich besonders überzeugt?

​Markus: "Mein Traumpferd Sheila (ich wollte immer mal einen weissen Araber haben – und Sheila war eine Schimmel-Partbred-Stute!) hat mich auf den „Weg“ gebracht. Mit ihr habe ich einige Springkurse besucht. Es lief mal besser, mal weniger gut. Ich spürte: Etwas fehlt noch! Aber niemand konnte mir zum Durchbruch verhelfen. Bei meinen Eltern auf Teneriffa las ich dann eine Anzeige über „gewaltfreies Reiten“. Das fand ich spannend. Ich habe gleich im folgenden Jahr bei Fred Rai eine Ausbildung zum Reitlehrer für gebissloses Reiten und Pferdetrainer u.a. für sogenannte Problempferde absolviert. In dieser Ausbildung hörte ich zum ersten Mal, dass ein Pferd normalerweise besser reitbar ist, wenn es gut führbar ist. Wir ritten nur mit einem einfachen Schnurhalfter, nachdem wir Führübungen mit den Pferden gemacht hatten. Das hat immer perfekt funktioniert. Das Thema "gebisslos Reiten" hat mich derart überzeugt, dass wir auch heute noch die „verrücktesten Pferde“ ohne Trense reiten. Zusätzlich haben wir die Trainingsmethode von unserem Freund GaWaNi Pony Boy vor 20 Jahren kennen und schätzen gelernt. Von ihm haben wir das strukturierte Round Pen Training übernommen und weiterentwickelt. 

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Daneben überzeugen uns auch die Dualaktivierung (das Training mit den blauen und gelben Matten) von Michael Geitner, das korrekte Longieren nach Babette Teschen sowie das Wissen und die Methoden von Linda Tellington-Jones. Spannend finden wir auch das Akademische Reiten, aber auch das Reiten mit dem Bosal ... und Alfonso Aguilar. Zum Glück ist die Reiterei doch so abwechslungsreich!

Eigentlich hat Andrea und mich immer die Frage nach der Verfeinerung der Kommunikation mit dem Pferd angetrieben, neue Lösungen zu suchen und uns auch das Wissen von anderen Trainern anzueignen. Und manchmal sagen uns ganz einfach auch die Pferde, was als Nächstes dran ist..."

Aus all den verschiedenen Erfahrungen haben Andrea und Du einen ganz eigenen Ansatz für die Arbeit mit den Pferden entwickelt. Wie würdest Du Eure Arbeit mit den Pferden beschreiben? Was ist Eure Vision bzw. was liegt Euch besonders am Herzen?

Markus: "Wir bringen ein breites Spektrum an verschiedenen Erfahrungen und Ansätzen in unsere Arbeit ein. Es ist sicher so, und ich glaube das ergeht den meisten Trainern ähnlich, dass man erst im Laufe der Jahre Zusammenhänge erkennen kann. Es braucht einen Schatz an Erfahrungen, was funktioniert und was nicht. So können wir heute nach über 20 Jahren Pferde- und Menschenarbeit relativ schnell beurteilen, wo die Knackpunkte am Pferd oder eben auch am Mensch liegen. 

Unser Ansatz ergibt deshalb sich aus der Vielfalt unseres „Angebotes“. Wir haben gesehen, dass es viele Pferde gibt, die sich sehr wohl fühlen, wenn man zuerst mit dem Round Pen Training beginnt. Es gibt aber auch Pferde, die zufriedener sind, wenn man sie zuerst „an die Hand nimmt“ und sie nah und verbindlich führt. Wir haben sowohl bei den Menschen als auch bei den Pferden eine Vierereinteilung, was das Persönlichkeitsprofil betrifft. Je nach Typ beachte ich dann besondere Punkte. Zum Beispiel passe ich bei einem sogenannten sturen Pferd (wir nennen es Buchhalterpferd) auf, dass ich meine Position dem Pferd gegenüber erst verändere, wenn es den ersten Schritt gemacht hat. Bei dem gegenteiligen Pferd, das sich von alleine gerne (und manchmal zuviel) bewegt, schaue ich, dass ich kreativ bin und die Richtung ab und zu bestimme. Ich nehme die freiwillige Bewegung des Pferdes als Geschenk an. Ich muss nur noch die Energie lenken, aber keine mehr „produzieren“. Unser Ansatz ist, das Pferd so oft wie möglich in seiner Aktion (es kann aber auch mal keine Bewegung sein) zu belohnen. Jedes Mal, wenn ich es bestätigen kann, hole ich mir einen "Führerpunkt". Am Ende des Trainings schaue ich, wie gut ich mein Feedbacksystem dem Pferd gegenüber entwickelt habe. Das ist entscheidend. Nur so kann mich das Pferd verstehen. Wir versuchen unseren Kursteilnehmern aber auch die Wichtigkeit einer Korrektur klarzumachen. Mal „Nein – so ist das nicht gemeint“ sagen zu können ist entscheidend für's Pferd. Immer nur "Ja" sagen, obwohl "Nein" gemeint ist, bringt uns in der Beziehung mit dem Pferd nicht weiter. 
Ein wichtiger Schwerpunkte sind auch die Themen, worüber wir in unseren Büchern berichten: Freie Bodenarbeit, Arbeit mit dem Leitseil, Kappzaumlongieren, Reiten so frei wie möglich (d.h. mit dem Halsring oder einer gebisslosen Zäumung). Zudem ist Andrea die erste Dualaktivierungs- und Equikinetictrainerin der Schweiz. Diese Methoden verwenden wir sehr gerne im Pferdetraining und geben sie aber auch gerne in Kursen weiter. Dabei liegt uns immer am Herzen, dass Pferde weder physisch noch psychisch gequält werden. Deshalb gibt es auch nicht DIE BESTE Trainingsmethode oder DEN BESTEN Trainer. Man muss zueinander finden, es muss alles passen."

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Du warst einer der ersten in Europa, der Pferde mit einem Halsring geritten ist. Was hat Dich an dieser Art des Reitens fasziniert?

​Markus: "Halsringreiten ist für mich einfach fast totale Freiheit mit und für's Pferd. Seitdem ich das gebisslose Reiten gelernt habe, bin ich fasziniert, mit wie wenig Hilfsmitteln sich die Pferde reiten lassen, wenn man es zulässt. Es ist einfach nur schön zu sehen, wie die meisten Pferde gleich von Beginn an perfekt kooperieren und den Halsring fast wie ein Geschenk annehmen, so als wollten sie sagen: „Endlich hat es wieder einer begriffen, dass man uns auch so reiten kann.“"

Wenn Du heute pferdegerechtes Arbeiten definieren würdest, was wäre es für Dich?

​Markus: "Es lässt sich vielleicht zunächst einfacher sagen, wann es nicht pferdegerecht ist: Nämlich dann, wenn ich Hilfsmittel wähle, die das Pferd in seinem Handeln und Bewegungsspielraum einschränken und bei Erfolg nicht sofort nachgeben wie bspw. Ausbinder. Für mich hat eine Trense bei jungen unausgebildeten Pferden im Maul nichts zu suchen, weder beim Reiten noch in der Bodenarbeit. Ein Skandal ist es immer noch, wenn es heisst, sobald man sein Pferd nicht unter Kontrolle hat, müsse man eine Trense verwenden. Kontrolle über ein Pferd erlangt man nicht durch die Verwendung von schärferen Hilfsmitteln, sondern nur über das Aneignen von Wissen und dessen Anwendung. Dazu werden ja mittlerweile überall Kurse angeboten.

Für mich heisst pferdegerecht, nicht immer nur "lieb" zum Pferd zu sein, sondern es auch als "Sportsfreund" zu betrachten. Um sportlich aktiv zu sein und den Reiter tragen zu können, braucht ein Pferd mehr Muskeln als es in freier Natur nötig wäre. Deshalb gymnastizieren wir mehrmals wöchentlich unsere Pferde, um Muskelaufbau und Muskelerhalt sicherzustellen. Pferdegerecht heisst für mich auch, eine Basis zu schaffen, wo das Pferd seine Ideen einbringen kann. Pferde fragen uns immer wieder, was sie "tun sollen" bzw. was wir von ihrer Idee halten (z.B. auf uns Zukommen im Round Pen). Das heisst, das Pferd darf auch mal selbst wählen. Aber Achtung: Dazu braucht es eine solide Beziehungsbasis und das Pferd muss wissen, wie es gemeint ist. Wenn ich diese Praxis zu früh bei einem unsicheren Pferd anwende, fühlt es sich tatsächlich nicht mehr geführt und alleine gelassen. Das verursacht Stress."

Wo siehst Du die Zukunft in der Arbeit mit den Pferden?​

​Markus: "Ich selbst denke, dass Pferde (und andere Tiere) uns immer mehr unserer Ursprungsidee des Seins auf dieser Erde bewusst machen. Pferde können Vermittler von Erde und Himmel sein, wenn wir es zulassen. Tatsächlich übernehmen Pferde schon heute immer mehr Therapieaufgaben, wie z.B. Abbau von Stress, Fokussieren lernen, die Körpersprache lernen, Mitgefühl empfinden lernen oder ganz allgemeine physiotherapeutische Aufgaben. Auch Freiarbeit, gebissloses Reiten und die gymnastizierende Arbeit werden immer häufiger praktiziert. Darüber hinaus hoffe ich, dass sich Reiter immer bewusster werden, dass sie die Pferde nicht ausbeuten dürfen. Veranstaltungen, bei denen Pferde zu Tode kommen, haben auf diesem Planeten nichts mehr zu suchen."

Ihr erlebt so viele verschiedene Pferde-Mensch-Paare. Was sind typische Probleme? Welchen Tipp würdest Du deshalb den phili Follower geben? 

​Markus: "Wir sehen 3 typische Herausforderungen:
1) Kommunikation: Die meisten gehen davon aus, dass das Pferd sie  schon versteht, es will nur nicht. Es ist einfach stur. 80% sprechen wir über unsere Körpersprache und nur 20 % ist verbal relevant. „Du kannst nicht nicht kommunizieren.“ von Paul Watzlawik erleben wir in diesem Zusammenhang immer wieder. Die Menschen sagen, "Ich habe doch nichts gemacht, und das Pferd rennt trotzdem rum wie blöd.“​ Ich vergleiche das dann immer wieder mit einem Tanzpartner, der nicht richtig geführt wird und der glaubt, er müsse deshalb alleine tanzen. 

2) Es wird zuviel in die Pferde hineininterpretiert i.S.v. "Es geht dem Pferd nicht gut, weil das Wetter schlecht ist."

3) Fehlendes Wissen über die Wichtigkeit der Positionierung beim Pferd. Wenn ich z.B. vor dem Pferd stehe, bin ich in der 1. Führposition. Hier mache ich den ersten Schritt: ich führe, das Pferd folgt. Bin ich aber neben oder hinter dem Pferd, bin ich auf der treibenden Position und das Pferd sollte den ersten Schritt machen. (Diese Beachtung der Positionierung gilt auch unter Menschen!) Daraus ergibt sich folgende Logik: wenn ich möchte, dass sich das Pferd bewegt, warte ich, bis es sich bewegt. Erst dann bewege ich mich. ​

Grundsätzlich bin ich schon mal erfolgreich, wenn ich lernen will, das Gelernte umsetzen kann und mir meine eigene Persönlichkeit dabei nicht im Weg steht (wie z.B:.Für das Pferd ist es bestimmt nicht gut, wenn es etwas leisten muss. Es soll ja frei entscheiden, ob es heute Lust hat mitzumachen).​ Ein Schlüssel zum Erfolg ist auch zu spüren, wann der Zeitpunkt gekommen ist, mit dem Training aufzuhören. Ich sage immer: wer lobt, der führt. Indem ich meinem Partner sofort sage, wann er etwas gut gemacht hat, bestätige ich ihn, aber auch mich in meiner Lehrertätigkeit." 

Möchtest Du Markus und Andrea persönlich bei Ihrer Arbeit kennenlernen? Dann schau unbedingt auf 

www.eschbach-horsemanship.com vorbei oder folge den beiden auf Social Media

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